Innerhalb von sieben Tagen mussten unsere Futsal-Herren sich zwei Mal mit den Futsal Bulls aus Dinslaken messen. In der ersten Partie am vergangenen Samstag war noch das knappe Aus im 5. FVN Futsal-Niederrheinpokal-Viertelfinale betrauert worden, wenngleich man aus einem 0:5-Halbzeitstand sich beim 5:7 beinahe sogar für eine famose Aufholjagd belohnt hätte.
Nun, eine Woche später, war man einerseits vorgewarnt, andererseits auf eigene Wiedergutmachung aus. Vor allem aber war auf der ganzen Linie Abstiegskampf angesagt, denn trotz spürbar steigenden Leistungen blieb unserer 1. Mannschaft nach der komplett sieglosen Ligasaion 2014/15 auch in der aktuellen FVN Futsal-Niederrheinliga 2015/16 bislang ein dreifacher Punktgewinn versagt.
Sollte es da ein schlechtes Omen sein, dass Spielertrainer Ivan Valchev am gestrigen Spieltag kurzfristig auf die erkrankten Matthias Henneken und Michael Reich verzichten musste?
Der grobe Kurs für diese Partie in Dinslaken war natürlich klar: Attacke! Denn als Tabellenletzter muss man sich für die rettenden Punkte immer deutlich zur Decke strecken.
Und die "Abteilung Attacke" tat dann auch, wie ihr am taktischen Reißbrett gesagt wurde: Bereits in der ersten Minute legte der emsige Siegfried "Siggi" Neumann einen Einkick kurz auf den heranstürmenden Darian Gustavo Hagdon vor, der das Spielgerät mit Wucht direkt ins kurze Eck des Dinslakener Tores hämmerte - 1:0 für Futsalicious. In der Folge wurde allerdings auch deutlich, dass die Unparteiischen die offensive, intensive, aber zumeist faire Pressing-Spielweise nicht in vollem Umfang tolerieren wollten: Binnen der ersten fünf Minuten sammelte Futsalicious, teils selbst verschuldet, aber auch durch einige sehr kleinliche Entscheidungen, sage und schreibe vier Teamfouls.
Davon abgesehen, machte sich das Pressing der Essener aber für den Spielverlauf bezahlt: Denn nach fünf Minuten brachte Wladimir Reichert mit hervorragendem Positionsspiel die Dinslakener Abwehrspieler so in Bedrängnis, dass er den Ball fair erobern konnte. Nach seinem Schuss auf den generischen Kasten sprang der Ball zwischen Spielern, Tor und Torwart in Ping Pong-Manier ins Netz - 2:0 für Essen!
Und Futsalicious ließ, das Spiel der Vorwoche im Hinterkopf, nicht nach: Das folgende 3:0 war dann wohl, schon früh in der Partie, das schönste Tor des Abends: Kapitän Alexander Panov lupfte den Ball von der linken Angriffsseite auf die rechte Seite, wo erneut Darian Hagdon aus rund sieben Metern den Ball volley mit vollem Risiko in die Maschen drosch!
Dann allerdings, als man spielerisch auf dem richtigen Weg war, machte sich die fortgeschrittene Foulstatistik bemerkbar. Nach elf gespielten Minuten bekamen die Gastgeber aus Dinslaken den ersten Foul-10-Meter zugesprochen. Diesen nagelte der Schütze allerdings nur an den Essener Torpfosten. Dennoch kamen die Bulls nun besser ins Spiel, da Essen sichtbar zurückzog, um nicht in weitere 10-Meter zu laufen. Binnen zwei Minuten erzielten die Hausherren zwei Tore und konnten so zum 3:2 aufschließen. Und nur kurz darauf bekamen die eifrigen Futsal Bulls den nächsten 10-Meter zugesprochen. Doch Pooria Dinarvandi im Futsalicious-Tor konnte den Schuss sauber parieren.
Unsere 1. Mannschaft blieb trotz der Rückschläge fokussiert und konzentriert. In einer schönen Kombination spielte "Siggi" Neumann dann wieder Hagdon frei, der aus sechs Metern den Ball von der rechten Seite ins Dinslakener Tor beförderte - 4:2. Nun wurde auch bei den gastgebern Foul um Foul geahndet, so dass sie bis zur Halbzeit bei vier Teamfouls ankommen sollten. Essen presste aber weiter und wurde erneut belohnt: Mergim "Gimi" Buleshkaj eroberte die Kugel an der Mittellinie, ging alleine auf den Bulls-Keeper zu, umkurvte diesen und schob zum umjubelten 5:2 ein. Mit diesem Ergebnis ging es auch in die Pause - eine deutlich bessere Ausgangsposition als noch vor einer Woche. Ein großer Funken Hoffnung auf Punkte!
Nach dem Seitenwechsel wechselte Futsalicious Essen auch den Mann im Tor, behielt die von Valchev ausgegebene Taktik aber bei. Das taten auch die Unparteiischen, denn diese pfiffen weiter auf beiden Seiten sehr kleinlich, was besonders dem Essener Spiel nicht gut tat. Die Hausherren, ermutigt durch den Rückstand, kamen somit deutlich besser aus der Kabine: Mit einem Konter kamen sie auf 5:3 heran und erspielten sich mit ihrer, wie in der Vorwoche, individuellen technischen Klasse weiter gute Gelegenheiten. Doch Mal um Mal liefen sie sich in der gut positionierten Abwehr fest.
Einen solchen Angriff der Bulls fing Torwart Michael Wehling ab, warf den Ball schnell in Richtung Hagdon, der eiskalt auf 6:3 erhöhte. Mit weiteren Treffern durch Buleshkaj und Hagdon erhöhten die Futsalicious-Jungs sogar auf ein komfortabel erscheinendes 8:3, so dass die Partie bereits in der 34. Minute entschieden schien. Doch die Bulls zeigten Beobachtern und Gegner erneut, dass im Futsal alles möglich ist, so lange die Uhr läuft: Dinslaken bekamen nur eine Minute nach dem 8:3 den ersten Foul-10-Meter im zweiten Durchgang zugesprochen - den Keeper Wehling aber parieren konnte.
Doch die Bulls blieben dran und verkürzten in einem Sturmlauf innerhalb von nur zwei Minuten auf 8:5. Es sollte wieder spannend werden, denn auch die 10-Meter-"Show" für Dinslaken ging weiter: Freistoß ohne Mauer Nr. 4 konnte Wehling ebenfalls parieren. In derselben 38. Minute entschied das Schiedsrichtergespann auf einen weiteren, aus unserer Sicht ziemlich fragwürdigen 10-Meter. Diese Entscheidung und der allgemeine Nervenkitzel des erneut knappen und spannenden Spiels brachten Futsalicious-Spielertrainer Valchev dann anscheinend dermaßen auf die vielzitierte Palme, dass er für das Reklamieren mit einer gelb-roten Karte zum Duschen geschickt wurde. Die folgende Unterzahl mussten unsere Jungs aber nicht antreten, denn Dinslaken den insgesamt fünften 10-Meter dieses Mal sicher zum 8:6 verwandeln konnte. Noch zwei Netto-Minuten auf der Uhr.
Futsalicious Essen ließ sich nun dummerweise von der allgemeinen Hektik aus dem Spielkonzept bringen, da es nun für beide Seiten auch an die Kraftreserven ging. Über einen schön vorgetragenen Konter gelang es dann aber, dass Essen durch Danail Vazov den Vorsprung erneut auf 9:6 ausbauen konnte. Ein wichtiges Signal zu dieser Zeit. Dann durfte sich auch ein Dinslakener Spieler den gelb-roten Karton wegen Reklamierens aus der Nähe anschauen. Doch Futsalicious konnte aus der Überzahl kein Kapital schlagen.
Stattdessen folgte in der Schlussminute dann noch Foul-10-Meter Nummero 6, den Dinslaken ebenfalls sicher verwandeln konnte. 9:7, was auch der Endstand sein sollte.
Zusammenfassend machte sich Essen das Leben gegen lediglich sechs tapfer kämpfende Futsal Bulls durch die vielen Teamfouls (so sie denn berechtigt geahndet wurden) selbst schwer. Am Ende wurde das Spiel so für den Zuschauer attraktiv, für Futsalicious etwas unnötig spannend. Dennoch war der Erfolg am Ende aufgrund einer hervorragenden kämpferischen Teamleistung hochverdient. Die ersten drei Liga-Punkte in einer langen Zeit - da fällt uns schon ein großer Stein vom Herz. Nun gilt es, sich weiter konzentriert und motiviert auf die folgenden Aufgaben vorzubereiten.
(michael wehling & kristoff gött, 31.01.2016)