"Wenn die erste Halbzeit nicht so gelaufen wäre", das war am Ende der Tenor bei einer enttäuschten Futsalicious Essen I-Mannschaft am 13. Spieltag der WFLV Futsal-Regionalliga 2014/15. Wieder einmal hatte die erneut neu zusammengestellte Truppe alles, was in ihrer Macht stand, in die Waagschale geworfen und wieder hatte es nicht gereicht. Vor dem gegnerischen Tor einfach nicht kaltschnäuzig genug, verlor man auch das Rückspiel gegen die Futsal Selecao Wuppertal I mit 2:5 (1:4).
Die mit dem Ersatzersatzkeeper, Spielertrainer Johannes Ziegler (der eine souveräne Leistung auf der etwas ungewohnten Position bot) angetretene Selecao aus Wuppertal erwischte den besseren Start gegen sehr konzentriert und tief stehende Essener. Die Gäste waren gezwungen, das Spiel zu machen, konnten dabei aber nicht auf ihre pfeilschnellen Angreifer und überfallartigen Konter setzen. In dieser ersten Phase der Partie kam Essen I kaum aus der eigenen Hälfte heraus und sah sich einem gehörigen Beschuss ausgesetzt. Erst nachdem die Selecao in einer kurzen Phase der Unaufmerksamkeit einen zu diesem Zeitpunkt verdienten 2-Tore-Vorsprung herausgeschossen hatte, wurde Futsalicious I sichtlich mutiger.
Aus der tiefen Staffelung überraschte man nun mit ein paar Konteransätzen. Matthias Henneken vergab noch eine Großchance, bei der der Ball einfach nicht über die Linie kullern wollte, bevor Spielertrainer Steffen Bonnekamp ein sehenswertes Hackenzuspiel von Mergim Buleshkaj zum 1:2-Anschlusstreffer verwandeln konnte. Die Körpersprache war nun ein wenig anders und Wuppertal wurde ein wenig wackeliger. Essen fand ein wenig Sicherheit und kam zu einigen guten Gelegenheiten, den Vorsprung sogar auszugleichen. Bei einem strammen Schuss von Kevin Flörchinger verpasste Ivan Valchev um einen Hauch, diesen mit einem entscheidenden Hacken-Effet zum Ausgleich zu krönen. Durch zwei weitere kurze Unaufmerksamkeiten in der ansonsten sehr stabilen Essener Defensive erzielte die Selecao vor dem Seitenwechsel dann doch noch einen komfortableren 4:1-Vorsprung, der Schlimmes ahnen ließ.
Halbzeit 2 bot dann aber ein ganz anderes Bild, denn nun setzte Essen auf einmal Wuppertal von der ersten Sekunde an unter Druck. Immer seltener kamen die Gäste nun in ein geordnetes Aufbauspiel. Die langen Pässe und die Einzelaktionen wurden immer besser abgefangen. Futsalicious I erarbeitete sich so deutlich mehr Möglichkeiten. Aber wie so oft in dieser Spielzeit, ließen sie gleich mehrere hervorragende Gelegenheiten ungenutzt, das Ergebnis positiver zu gestalten. Vor dem eigenen Kasten konnte die Essener Defensive und nicht zuletzt der glänzend aufgelegte Torwart Michael Wehling phasenweise alles entschärfen.
Bis in die letzten Minuten war das Spiel nun (abgesehen vom Ergbnis) völlig ausgeglichen, vielleicht mit leichten optischen Vorteilen für Essen, doch die erlösenden Anschlusstreffer wollten einfach nicht fallen. So war es Doppeltorschütze Sezer Orhan, der per Konter den Bann bei Wuppertal zuerst brach: 1:5. Mit einer deutlichen Ansprache konnte Spielertrainer Bonnekamp, der inzwischen angeschlagen von der Bank aus coachen musste, verhindern, dass die Köpfen sanken. So aber bedurfte es der Hilfe der Gäste, die durch ein Foul im Strafraum Michael Reich die Möglichkeit boten, per Foul-6-Meter endlich das mehr als verdiente 2. Tor für Futsalicious abzuliefern.
Leider geschah dies zu spät im Spiel, denn aufgrund der latenten Abschlussschwäche Essens und trotz der 5 zu Buche stehenden Fouls spielten die Gäste aus Wuppertal das Ergebnis doch nach Hause. Die Selecao reiht sich nun ein in die Riege von sage und schreibe 5 von 10 Teams, die punktgleich noch gegen den Abstieg spielen müssen. Selbst der Vorletzte, die Futsal Lions Düsseldorf, dürfen, mit 7 Punkten Rückstand, noch ein kleines bisschen Hoffnung hegen.
Für Futsalicious Essen I steht seit diesem Spieltag allerdings leider schon vorzeitig fest, dass man der definitive Absteiger Nr. 1 aus der WFLV Futsal-Liga 2014/15 sein wird. Keinen Punkt und
nur 20 Tore auf der Haben-Seite werfen viele Fragen auf:
"Das haben wir uns ganz sicher ganz anders vorgestellt, auch wenn wir wussten, dass es unglaublich schwer wird, wenn man so glücklich Meisterschaft und Aufstieg gewinnt", so
Futsalicious-Vorsitzender Kristoff Gött, "Das 2. Halbjahr 2014 hat die Euphorie und positive 'Meisterlicious'-Energie erheblichst abgebremst - ganz besonders für die 1. Mannschaft." In diesem Zusammenhang darf man
allerdings nicht außer Acht lassen, dass die 2. Mannschaft von Futsalicious Essen nach der
Seuchensaison in der aktuellen FVN Futsal-Landesliga 2014/15 eine unerwartet positive
Entwicklung nimmt. Zudem ist die Nachfrage nach Futsal und das Interesse von neuen Spielern in Essen ungebrochen.
Doch mit dem Blick auf die traurige Situation der 1. Mannschaft führt Gött weiter aus: "Es gibt einen ganzen Haufen von Gründen für das enttäuschende Abschneiden. Es ist eine, meiner Meinung nach, äußerst ungünstige Großgemengelage aus nicht zu verkraftenden Abgängen seit vor dem Saisonbeginn, einer von vielen Aktiven nicht genutzten Saisonvorbereitung und, leider muss man es so deutlich sagen, vielen Lippenbekenntnissen bezüglich der Einsatzbereitschaft sowie eine mehr als unstete Verfügbarkeit von Spielern. Die Basis, mit der wir arbeiten, ist einfach (noch) nicht so weit, dass wir in dieser stärksten Futsal-Liga Deutschlands in dieser Saison bestehen können. Es ist sehr schade, dass wir uns als Vertreter unseres Heimatverbands nicht erfolgreicher präsentieren konnten. Wir haben aber oft nicht so schlecht gespielt, wie es das Ergebnis vermuten ließe. Und hier muss ich alle Aktiven sowie unseren Trainerstab in Schutz nehmen: Jeder, der in dieser Saison auf der 'Platte' steht und stand, hat alles abgerufen, was er imstande war und ist zu geben! Wir nehmen ganz sicher viele gute Erfahrungen auch aus den Niederlagen mit. Und wir lernen bis zum Saisonende hoffentlich noch eine ganze Menge für unsere Zukunft. Wir haben ein Potenzial und werden zusammen weiter daran arbeiten, auch wenn es zur Zeit einfach für die höchste deutsche Spielklasse nicht reicht. Das ist bitter, aber keineswegs schlimm. Denn trotz des enttäuschenden Saisonverlaufs für unsere Erste wird es bei Futsalicious Essen eines sicher nicht geben: Aufgeben. Wieso auch? Wir lieben diesen Sport!"
(kristoff gött, 12.01.2015)