Selten hat man in letzter Zeit bei "Futsalicious Essen" nach einem Spiel in so leere und maßlos enttäuschte Gesichter geblickt, wie beim gestrigen 3:5 unserer 1. Herren-Mannschaft gegen "NK Croatia 70 Düsseldorf Futsal" in eigener Halle. Wieder gingen wichtige Punkte völlig unnötigerweise verloren, wie leider nicht selten in dieser Saison. Doch hatte man beim allem bisherigen Pech noch kein Spiel verloren, bei dem das Team um Coach Steffen Bonnekamp spielerisch so überlegen war.
Der verletzte "Futsalicious"-Spielertrainer musste von der Bank aus mitansehen, wie seine Mannschaftskollegen beste Chancen in zweistelliger Zahl ausließen. Alles begann gut. "Futsalicious I" setzte die Düsseldorfer sofort unter Druck und zwang die "Croatia" in die eigene Hälfte zurück. Zu Beginn versuchten die Gäste aus Düsseldorf mitzuspielen, kamen aber nur selten geordnet in gefährliche Situationen vor dem Essener Tor. Ganz anders vor dem Düsseldorfer Kasten. Nach wenigen Minuten durfte Bonnekamp mit seinen Männern das erste Mal jubeln: Tim Domurath verwandelte ein Zuspiel von Ivan Valchev trocken zur 1:0-Führung. Im Anschluss hatte Kai Pisano weitere gute Einschussmöglichkeiten und Matthias Henneken drosch den Ball mit einem Drehschuss in Gerd-Müller-Manier sogar noch einmal ins Tornetz, doch der Treffer fand wegen eines mutmaßlichen Handspiels zuvor keine Anerkennung. Minutenlang prasselt Angriff auf Angriff auf den "Croatia"-Keeper ein. Die Gäste hatten unterdessen nur eine Großchance, die der freistehende Spieler aber in aussichtsreicher Position vor Torwart Christoph Berger gen Eckfahne verzog.
Mehrmals verpasste ein "Futsalicious"-Spieler den scharfen Steilpass über die Linie zu drücken und im Laufe der emsigen Angriffsbemühungen wurde auch die defensive Absicherung immer weiter aufgeschoben. Das bestrafte "NK Croatia 70 Düsseldorf" dann auch bei nächstbester Gelegenheit mit dem überraschenden 1:1-Ausgleich. Nun begannen sich die Düsseldorfer an den eigenen 6-Meter-Raum zurückzuziehen, während die "Futsalicious"-Offensive mit tollen Ballstafetten weiter Chancen herausspielte. Leider verpasste man wahlweise den Abschluss, setzt Pässe zu lang an oder versäumte das Mitlaufen, um die Pässe zu erreichen. Und so war es ein weiterer Konter kurz vor dem Pausentee, der "NK" nun sogar mit 2:1 in Führung brachte.
In der sehr sommerlich warmen Sporthalle an der Gladbecker Straße blieb das Team von Coach Bonnekamp nach dem Wechsel über weite Strecken spielbestimmend. Auch Düsseldorf kam aus der Mauern-und-Konter-Taktik heraus und bot in den ersten Minuten der 2. Hälfte intensives Pressing, das "Futsalicious I" teilweise vor einige Probleme stellte. Unsere Jungs kamen deutlich schwerer ins Spiel. Vielleicht hatte man auch nicht mit einer zunächst sehr offensiv eingestellten "Croatia" gerechnet. Es dauerte eine Weile, bis sich Essen erste Chancen erspielte und wieder in flüssigeres Kombinationsspiel kam.
Ausgerechnet ein Freistoß in bester Position wurde dann in der Variante von den Brüdern Avtyenyev und Avtieniev so dermaßen verschlafen, dass sowohl keine passende Absicherung stand, als auch der Ball noch vor dem entscheidenden Schuss verloren ging. Der direkte Konter der "Croatia 70" war zu schnell für die Zurückeilenden und es schlug hinter dem engagiert spielenden Christoph Berger zum 1:3 ein. Da hielt es Coach Bonnekamp auch nicht mehr auf der Bank: Merklich lauter, aber stets positiv versuchte er seine Mannen von außen zu lenken. Doch die Hektik war da, wenngleich noch viel Zeit auf der Uhr war. Es kam nun zu überstürzten Handlungen und so auch zu einem kurzzeitigen offenen Schlagabtausch, bei dem beide Teams gute Chancen liegen ließen bzw. sich beide Torleute mehrfach auszeichnen konnten.
Nach einer gefühlten Ewigkeit konnte "Futsalicious Essen I" dann doch noch jubeln, als Andriy Avtyenyev von rechts kurz hinter der Mittellinie "Quique" Ojeda auf halblinks am 9-Meter-Kreis mit einem Lob bediente, der den Ball volley auf halbrechts, 5 Meter vor dem Düsseldorfer Tor, drosch, von wo ihn der heranstürmende Oleksandr Avtieniev wiederum volley unhaltbar ins Netz prügelte! In der Folge ergaben sich deutlich bessere Torchancen für Essen - auch, weil sich "NK Croatia 70 Düsseldorf" nun wieder vollständig zurückzog und auf Konter lauerte. Ein Reflex des Gästekeepers verhinderte den Ausgleich durch "Quique", der sich gegen die Abwehr durchgesetzt hatte. Doch mit den intensiven Bemühungen um den Ausgleich wurde wieder die Absicherung nach hinten vergessen. So bedurfe es nur einem weiteren Konter und gleich tauchten zwei Angreifer frei vor Berger auf: 2:4.
Dabei tat und hielt Christoph Berger in diesem Spiel alles, was haltbar war. Er konnte darüber hinaus einige sehr gute Situationen entschärfen, bei denen er eigentlich schon geschlagen schien. Doch die Defensivbemühungen seiner Vorderleute waren in diesem Spiel bei den Durchbrüchen der Gäste nicht so spritzig wie in anderen Spielen. Mehrere Male musste Berger daher gegen zwei oder mehr Stürmer bestehen, bevor Hilfe aus dem Feld kam. In diesen Situationen offenbarten dann die Kroaten die ein oder andere Abschlussschwäche. Der unbedingte Wille zum Sieg auf der einen Seite und zur Aufholjagd auf der anderen Seite ließ das Spiel in der Folge merklich hektischer und auch ruppiger werden. Beide Teams drehten an der Teamfoul-Schraube und es waren die Gäste, die diese Marke als erste rissen. Viereinhalb Minuten vor der Schlusssirene nahm sich "Maga" Payzulaev ein Herz und hämmerte den fälligen Foul-10-Meter zum 3:4-Anschluss ins Netz. Nur wenige Sekunden später scheiterte Avtieniev am Pfosten.
Doch der Anschlusstreffer wirkte nicht beruhigend, sondern zum Teil übermäßig emotionalisierend. Bei Essen gab es jetzt leider kaum noch geordneten Spielaufbau, es wurde einfach alles nach vorne geworfen, wo sich die Kroaten beharrlich einigelten. Bei Ballverlusten unserer Jungs, die nun häufiger vorkamen, setzten sie aber sofort gefährliche Konter, die Christoph Berger allesamt entschärfen konnte. Die immer hitziger werdende Atmosphäre des Spiels entlud sich dann in einem an sich alltäglichen Zweikampf, bei dem der Düsseldorfer Keeper aus dem Gehäuse auf den frei heranstürmenden "Maga" zurannte, beide im Kampf um den Ball, den sich "Maga" ein bisschen zu weit vorgelegt hatte. Ein dramatischer Aufschrei des Torhüters mit dem Zusammenprall, dann das Aufspringen des vermeindlich Gefoulten und das Anbrüllen von "Maga", der im Aufstehen eine Abwehrbewegung macht, worauf der Torhüter, die Hände vor dem Gesicht, mit einem erneuten Aufschrei zu Boden fiel - eine Szene, die die unbeteiligten Zuschauer eher verdutzt zurückließ. Beide Akteure bekamen die gelbe Karte, was aber nicht zur Beruhigung der erhitzten Gemüter (Tätlichkeit? Schauspielerei?) beitrug.
Essen drückte, als weitergespielt werden konnte, weiter auf den Ausgleich. Nun blieben nur noch wenige Minuten zu spielen, "Croatia" schlug sich tapfer in der eigenen Hälfte. Bei einem Eckstoß für Essen lauerte auch Torwart Berger an der Mittellinie auf seine Schusschance. Doch der Pass kam zu unplatziert und wurde beim Torschuss schließlich abgefangen. Ein kurzer Antritt zweier Düsseldorfer mit dem abgefangenen Spielgerät über die Mittellinie und der Ball zappelte erneut im Essener Tornetz, das dieses Mal verlassen war: 3:5. Bis zur Schlusssirene blieb kaum noch Zeit und von diesem Schlag erholte sich unsere Erste nicht mehr.
Mit diesem Resultat ist "Futsalicious I" nun erstmals auf Platz 5 der Tabelle abgerutscht und wird nun mit der Entscheidung um den indirekten Aufstieg zur WFLV Futsal-NRW-Liga über die Relegation nichts mehr zu tun haben. In den verbleibenden beiden Spielen gegen "Furious Futsal Mönchengladbach" und unsere 2. Mannschaft gilt es nun einen versöhnlichen Saisonabschluss zu finden. Möglicherweise kann man noch den Punkterekord knacken, denn noch nie hat "Futsalicious Essen" in einer Ligasaison 30 Punkte erreichen können.
(kristoff gött, 30.04.2012)